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Amazonas des Nordens

Die Peene ist der drittlängste Fluss Mecklenburg-Vorpommerns. Sie erstreckt sich vom Kummerower See über 83 km in östlicher Richtung und mündet schließlich östlich von Anklam in den Peenestrom. Die Peene, die mit einem geringen Gefälle von insgesamt nur 24 cm dahinfließt, gehört zu den letzten unverbauten Flüssen Deutschlands. Sie ist nicht durch Staue und Wehre reguliert, nur kleine Flussabschnitte sind begradigt und lediglich in städtischen Bereichen gibt es Uferbefestigungen.

 

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Peenetal bei Breechen

Ohne nennenswerte Eigenströmung windet sich der Fluss durch großräumige, naturnahe Moorlandschaften – ein Paradies für Wasserwanderer. Flachwasserseen, Torfstiche und Altarme ergänzen das Mosaik aus Feuchtwiesen, ausgedehnten Röhrichten und Bruchwäldern.

Hier findet sich fast die gesamte Palette an Feuchtlebensräumen des Binnenlandes, was sich auch im Vorkommen von Amphibien wie dem Kammmolch und der Rotbauchunke widerspiegelt. Etwa 40 Säugetierarten sind im Peenetal anzutreffen.

Bekannt ist das Peenetal jedoch für seine großen Fischotter- und Biberpopulationen, die flächendeckend verbreitet sind. Es ist nicht schwierig, Biber im Peenetal zu beobachten. Wer einen lebenden Biber in freier Wildbahn sehen will, kann die Tiere im Sommer in der Dämmerung auf der Peene regelmäßig antreffen.

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Fischotter
Fischotter
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Europäischer Biber
Europäischer Biber
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Biberburg
Biberburg

Auch die Vogelwelt zeigt die überregionale Bedeutung des Peenetals: 30 europaweit geschützte Arten wie z. B. die Rohrdommel, das Tüpfelsumpfhuhn oder der Große Brachvogel brüten im Peenetal mehr oder weniger regelmäßig. Neben Fisch- und Seeadler ist auch der seltene und stark bedrohte Schreiadler anzutreffen. Besonderheiten sind zudem das Auftreten der Weißbartseeschwalbe und des Stelzenläufers; zumindest die erstgenannte Art brütet hier in den letzten Jahren regelmäßig mit dem deutschlandweit höchsten Bestand. Außerdem hat die Peeneniederung dank der Polderauflösungen einen enormen Zuwachs als Rast‐und Durchzugsgebiet vor allem für Entenvögel, Gänse und Schwäne, Kiebitze und Goldregenpfeifer, Rallen und Taucher erfahren.

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Graugänse

Der naturnahe Zustand der Peene kommt vielen seltenen Fischarten zu Gute. Die Region um das Peenetal wirbt oft mit dem Slogan, einen der fischartenreichsten Flüsse Deutschlands zu haben. Von den 51 heimischen sowie Wanderfisch- und Neunaugenarten Mecklenburg‐Vorpommerns kommen hier 37 Arten regelmäßig vor, z. B. das Flussneunauge und der Steinbeißer.

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Gemeine Kuhschelle

Das floristische Bild der Talhänge ist vor allem im späten Frühjahr und Frühsommer zumindest stellenweise artenreich und bunt. Zu nennen sind Berg- und Zickzack-Klee, Pech-Nelke, Kleiner Wiesenknopf, Wiesen-Margerite, Berg-Haarstrang, Scabiosen-Flockenblume, Wiesen-Schlüsselblume u.a. Seltene Pflanzen sind Heide-Günsel, Weidenblättriger Alant, Knäuel-Glockenblume, Kuhschelle und Färber-Hundskamille.

Diese Pflanzengesellschaften der Trocken- und Halbtrockenrasen repräsentieren den Lebensraum einer entsprechend angepassten Insektenfauna; z.B. von verschiedenen Blutströpfchen-Faltern, von zwei Ölkäferarten und diversen Zikaden, Grillen und Heuschrecken.

Die mineralischen Talränder mit ihren trockenen und gelegentlich nährstoffarmen Hanglagen bilden mit ihrer ganz andersartigen Flora und Fauna einen reizvollen Kontrast zur unmittelbar angrenzenden nassen Torfniederung. An der Grenze von Feucht- und Trockenhabitaten wandernd, erschließt sich dem Besucher die Tier- und Pflanzenwelt beider Lebensräume gleichzeitig in einem sonst selten zu beobachtenden Artenreichtum.

Häufig leuchten bereits auf der anderen Seite des Weges die Wiesen gelb von Trollblumen sowie rot von Mehl-Primeln und Orchideen. Mehr als 12 Orchideenarten finden sich in den Feuchtwiesen des Peenetals. In der Luft tummeln sich unzählige Libellen und nicht selten trifft man auch auf den Moschus-Bockkäfer, der mit seinen bis zu vier Zentimetern Größe und grün-bronzefarben schillernd besonders im Flug ein beeindruckendes Naturschauspiel liefert.

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Fiberklee
Fiberklee
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Breitblättriges Knabenkraut
Breitblättriges Knabenkraut
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Trollblumen
Trollblumen