© Mike Stegemann

Die Tier- und Pflanzenwelt im Peenetal

Die Pflanzenwelt im Peenetal

Die Moore, die einst 300.000 ha Mecklenburg-Vorpommerns bedeckten, waren in großen Teilen kalkhaltige, basische Moore, eine an sich schon große Besonderheit des norddeutschen Tieflands. Diese Moortypen gelten heute als extrem zurückgedrängt und hoch gefährdet. Ihr derzeitiger Erhaltungsschwerpunkt liegt im Peenetal. Nicht umsonst wurde das gesamte Peenetal als EU-Schutzgebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung ausgewiesen.

Außerhalb Polens und abgesehen von einigen Mooren des Alpenvorlandes ist nur noch hier fast die gesamte ursprüngliche Palette an Niedermoorvegetationstypen anzutreffen. Kennzeichnend sind Arten wie Schwarzschopf-Segge, Buxbaum-Segge, Sumpf-Glanzorchis, Rostrotes Kopfried, Preußisches Laserkraut, Niedrige Birke, Ostsee-Knabenkraut, Baltisches Knabenkraut und Mehl-Primel, deren Hauptpopulationen unseres Bundeslandes heute im Peenetal liegen. Das Ostsee-Knabenkraut und das Baltische Knabenkraut sind deutschlandweit auf das Peenetal beschränkt.

Weitere Elemente ursprünglicher Sumpfwiesen, wovon das Peenetal einen landesweit sehr hohen Anteil beherbergt, sind z.B. Blauer Tarant, Sumpf-Herzblatt, Sumpf-Läusekraut, Schachblume, Sumpf-Sitter, Fliegen-Ragwurz, Steifblättriges und Breitblättriges Knabenkraut, Floh- und Saum-Segge sowie Schuppenfrüchtige Gelb-Segge.

Im Kontrast zu den ausgedehnten Feuchtwiesen stehen die mineralischen Talränder mit ihren trockenen und gelegentlich nährstoffarmen Hanglagen. Das floristische Bild der Talhänge ist vor allem im späten Frühjahr und Frühsommer zumindest stellenweise artenreich und bunt. Zu nennen sind Pech-Nelke, Kleiner Wiesenknopf, Wiesen-Margerite, Berg-Haarstrang, Scabiosen-Flockenblume, Wiesen-Schlüsselblume. Weitere seltene Pflanzen sind Heide-Günsel, Weidenblättriger Alant, Knäuel-Glockenblume, Kuhschelle und Färber-Hundskamille.

Bisher wurden insgesamt rund 750 Farn- und Blütenpflanzen im Peenetal nachgewiesen. Das ist im Verhältnis zu den insgesamt etwa 1.600 Arten des Landes eine bemerkenswert hohe Zahl. Davon gelten ca. 180 Arten landesweit als gefährdet. Besonders hoch ist der Anteil von stark gefährdeten (ca. 80) und vom Aussterben bedrohter Arten (ca. 30). Hinzu kommen ca. 80 nachgewiesene Moosarten.

© Mike Stegemann
Blauer Tarant
Blauer Tarant
© Mike Stegemann
Königsfarn
Königsfarn
© Mike Stegemann
Wiesen-Kuhschelle
Wiesen-Kuhschelle

Die Tierwelt im Peenetal

Im Peenetal kommt ein besonders hoher Anteil an Tieren vor, die ursprünglich die Flusstäler Nordostdeutschlands besiedelten. Die Vollständigkeit des Artenspektrums und der Anteil an heute hoch gefährdeten Arten werden an keinem anderen nordostdeutschen Tieflandfluss in dieser Größenordnung erreicht.

© Mike Stegemann
Rotfuchs

Säugetiere

 

Etwa 40 Säugetierarten leben heute im Peenetal. Davon gelten 16 Arten in Mecklenburg-Vorpommern als bestandsgefährdet, 3 Arten genießen europaweiten Schutz. Zu Letzteren gehört die seltene Mops-Fledermaus. Bekannt ist das Peenetal jedoch für seine großen Fischotter- und Biberpopulationen, die flächendeckend verbreitet sind. Es ist nicht schwierig, Biber im Peenetal zu beobachten. Die Spuren ihrer Fraßtätigkeit reichen oft bis in die ortsnahen Bereiche hinein. Wer einen Biber in freier Wildbahn beobachten will, kann die Tiere im Sommer in der Dämmerung auf der Peene regelmäßig antreffen.

© Mike Stegemann
Schilfrohrsänger

Vogelparadies Peenetal

 

Etwa 80 % aller in Mecklenburg-Vorpommern brütenden Arten sind auch im Peenetal anzutreffen. Bisher sind etwa 160 Brutvogelarten erfasst. Beinahe jede zweite gilt laut Roter Liste in Mecklenburg-Vorpommern als gefährdet. Im Peenetal brüten alle drei in Mecklenburg-Vorpommern heimischen Adlerarten. Neben Fischadler und Seeadler kommt auch der seltene und stark bedrohte Schreiadler vor. Die gesamteuropäische Bedeutung wird daraus ersichtlich, dass ca. 30 europaweit geschützte Arten im Peenetal brüten.

Seitdem die ersten Renaturierungsvorhaben im Peenetal umgesetzt wurden, ist eine erfreuliche Bestandsentwicklung typischer Niedermoor- und Flachwasserarten zu verzeichnen. So sind die Bestandszahlen für Tüpfelsumpfhuhn, Wachtelkönig, Bekassine, Kiebitz, Uferschnepfe, Kampfläufer, Großer Brachvogel, Rotschenkel, Rohrdommel, Fluss- und Trauerseeschwalbe sowie Lachmöwe und Höckerschwan deutlich gestiegen. Eine Besonderheit stellt zudem das Auftreten der Weißbartseeschwalbe und des Stelzenläufers dar, wovon die erstgenannte Art hier in den letzten Jahren regelmäßig mit dem deutschlandweit höchsten Bestand brütet.Besondere Bedeutung besitzt das Peenetal auch für den Vogelzug und als Rast- bzw. Nahrungsplatz. Seit den ersten Polderauflösungen hat die Peeneniederung einen enormen Zuwachs als Rast- und Durchzugsgebiet vor allem für Entenvögel, Gänse und Schwäne, Kiebitze und Goldregenpfeifer, Rallen und Taucher erfahren. Gelegentlich werden auch der Uhu und der Seggenrohrsänger als Durchzügler beobachtet und es bleibt zu hoffen, dass diese Arten das Peenetal erneut besiedeln. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht.

Amphibien und Reptilien

Von den 21 einheimischen Amphibien- und Reptilienarten in Mecklenburg-Vorpommern sind 15 Arten in gebietsweise wechselnder Häufigkeit im Peenetal bodenständig. Obwohl sie sich alle in der Roten Liste Mecklenburg-Vorpommerns wiederfinden, ist ihr Auftreten im Peenetal aufgrund der zahlreichen verschiedenen Feuchtlebensräume nicht verwunderlich. Das Vorkommen von drei weiteren Arten wird erwartet. Als Arten von gemeinschaftlichem Interesse gemäß des Anhangs II und IV der FFH-Richtlinie sind die Vorkommen von Kammmolch, Rotbauchunke und Zauneidechse hervorzuheben.

© Mike Stegemann
Laubfrosch
© Mike Stegemann
Fische im Pelsiner See

Fische in der Peene und angrenzenden Gewässern

 

Die Region um das Peenetal wirbt oft mit dem Slogan, einen der fischartenreichsten Flüsse Deutschlands zu haben. So kommen von 51 in Mecklenburg-Vorpommern autochthonen Süßwasser- und Wanderfischarten regelmäßig 37 Arten im Peenesystem vor. Unter ihnen gelten 20 Arten als bundesweit bestandsgefährdet. Hervorzuheben sind Flussneunauge, Bachneunauge, Rapfen, Steinbeißer, Schlammpeitzger, Bitterling und Lachs, die zugleich Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie sind. Langfristig wird die dauerhafte Ansiedlung des Lachses angestrebt. Für den Stör gibt es bereits Pläne zur Neueinbürgerung im unteren Odergebiet.

© Mike Stegemann
Weinbergschnecken

Wirbellose Tiere

 

Die genaue Anzahl der riesigen Gruppe der Wirbellosenarten im Peenetal ist unbekannt und viele Gruppen sind noch gar nicht oder ungenügend erfasst. Lediglich über die Schmetterlinge, einige Käfergruppen, Libellen, Heuschrecken, Spinnen und Molluskenarten wissen wir besser Bescheid. Es lassen sich Parallelen zur Vegetationsausstattung der ursprünglichen nordostdeutschen Tieflandflüsse ziehen. So treten gehäuft zentral- und osteuropäisch verbreitete Niedermoorarten auf, sowie eine ganze Reihe sogenannter eurosibirischer „Kälterelikte“ der Gebirgsregionen und Nordosteuropas. Erhebungen für wirbellose Gruppen sind sehr aufwändig und setzen besonders detaillierte Kenntnisse voraus. Vollständige Erfassungen liegen aus diesem Grunde zur Zeit noch für kein Flusstalsystem Nordostdeutschlands vor. Für das Peenetal kann aus dem bisher vorliegenden Material jedoch der Schluss gezogen werden, dass das hier präsente Inventar ehemals typischer Arten der nordostdeutschen Flusstäler die Ausstattung der anderen Flusstalsysteme übertrifft. Einige Arten kommen nur noch in der Peeneniederung vor. Alle festgestellten Besonderheiten aufzuzählen, ist an dieser Stelle nicht möglich. Stellvertretend sollen hier nur einige wenige besondere Schmetterlings-, Käfer- und Libellenarten kurz vorgestellt werden.

© Naturpark Flusslandschaft Peenetal
Feuerfalter

An Arten von gemeinschaftlichem Interesse nach der FFH-Richtlinie sind Großer Feuerfalter, Goldener Scheckenfalter, Große Moosjungfer, Sibirische Winterlibelle, Grüne Mosaikjungfer, Menetries-Laufkäfer und Eremit nachgewiesen. Vor allem für den Großen Feuerfalter und den Menetries-Laufkäfer liegt eine überregional hohe Verantwortung vor. Die Unterart des hier vorkommenden Großen Feuerfalters, es handelt sich vermutlich um die aus England beschriebene und dort ausgestorbene Nominatform, besitzt deutschlandweit derzeit ihr Hauptvorkommen im Peenetal. Das einst in Norddeutschland recht weit verbreite typische Niedermoorelement ist in den letzten Jahrzehnten drastisch zurückgegangen und vielerorts erloschen.

In der Gesamtschau bietet die Peeneniederung etwa zwei Dritteln der in Mecklenburg-Vorpommern nachgewiesenen Tagfalterarten einen (Über-)Lebensraum; beinahe 40 % davon sind nach der Roten Liste des Landes in ihrem Bestand bedroht.

Für den Menetries-Laufkäfer ist das Peenetal der einzige Fundort in der Deutschen Ebene und, wenn sich die Vermutung der Nominatform bestätigt, das einzige Vorkommen in ganz Deutschland.

Unter den weiteren bisher nachgewiesenen Käferarten sind vor allem bedeutsam die Laufkäfer Chlaenius costulatus (einziges Vorkommen in Deutschland) und Platynus krynickii (Glazialrelikt mit Verbreitungsschwerpunkt im Peenetal), der Blattkäfer Cassidea murraea (in M-V sonst nur noch im Elbtal), der Blattkäfer Chaetocnema procerula (Hauptpopulation im norddeutschen Tiefland), der Rüsselkäfer Nanomimus circumcictus (eine der letzten Populationen Deutschlands) usw.

Einen bisher völlig unerwähnten Lebensraum bilden die Hanglagen des Peenetals. Besonderes Augenmerk verdienen dort die kleinräumig vorkommenden basenreichen Magerrasen, die zusammen mit den waldbestockten Partien den Lebensraum Peenetal abrunden. Sie sind zwar in anderen Landesregionen besser und großräumiger entwickelt, an den Talhängen der Peene treten jedoch innerhalb dieser Vegetationseinheiten einige seltene Insektenarten auf, die vielerorts fehlen. Grund dafür ist die Anbindung an das Odersystem. Steppenelemente sind z.B. der Bockkäfer Phytoecia virgula (nur Oder- und Elbegebiet), der Rüsselkäfer Ceratapion austriacum (Steppenrelikt im nördlichen Odergebiet) und als typische Pflanzenarten die Wiesen-Kuhschelle, die Sandstrohblume und der Berg-Klee.

© Naturpark Flusslandschaft Peenetal
Ölkäfer
Ölkäfer
© Mike Stegemann
Wespenspinne
Wespenspinne
© Mike Stegemann
Moschusbock
Moschusbock