© Mike Stegemann

Naturschutzgroßprojekt

Das Peenetal - Auf dem Weg vom Naturschutzgroßprojekt zum Naturpark

In den Jahren von 1992 bis 2009 wurde im Peenetal eines der größten Naturschutzprojekte Deutschlands umgesetzt. Träger dieses Naturschutzgroßprojektes war der Zweckverband „Peenetal-Landschaft“, dem die Kreise Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Greifswald, die Städte Demmin, Loitz, Jarmen, Gützkow und Anklam sowie der Förderverein „Naturschutz im Peenetal“ angehören.

Die rund 20.000 ha große Kernzone des Naturschutzgroßprojektes erstreckte sich vom Nordwestufer des Kummerower Sees bis in den Mündungstrichter der Peene östlich von Anklam und schloss die gesamte tiefgründig vermoorte Niederung der Peene sowie einen Großteil der Hanglagen des Peenetals ein.

Die Kernzone des Projektes war von einer ebenfalls ca. 20.000 ha großen so genannten Projektzone umgeben. Diese Zone randlicher Einflüsse auf das Peenetal wurde zwar sowohl in die Pflege- und Entwicklungsplanung des Projektes als auch in das Maßnahmenmanagement der Kernzone einbezogen, Investitionen in die naturräumliche Entwicklung erfolgten hier jedoch nicht.

© Zweckverband
Naturschutzgroßprojekt „Peenetal-/ Peene-Haff-Moor“; Übersichtskarte mit Stand der NSG-Ausweisung zu Pro-jektbeginn (1992) (Quelle: Zweckverband „Peenetal-Landschaft“)

Die Hauptaufgabe des Naturschutzgroßprojektes bestand darin, die naturräumlichen Voraussetzungen für die flächendeckende Ausweisung der rund 20.000 ha großen Kernzone als Naturschutzgebiet zu schaffen.

Für die Realisierung dieses Vorhabens wurden insgesamt rund 27,4 Mio. € zur Verfügung gestellt. Diese Mittel wurden zu 72,7 % vom Bund und zu 19,5 % vom Land Mecklenburg-Vorpommern aufgebracht. Der Zweckverband beteiligt sich an der Finanzierung des Projektes mit 7,8 % der Mittel; zuzüglich von Spendengeldern der Kurt-Lange-Stiftung Bielefeld in Höhe von rund 0,64 Mio. €.

 

Der Zweckverband „Peenetal-Landschaft“ arbeitete an der Umsetzung folgender Naturschutzziele:

  1. Unterschutzstellung der gesamten Projektzone als Landschaftsschutzgebiet sowie der Kernzone als Naturschutzgebiet bis zum Jahr 2009
  2. Stoppen der weiteren Moordegradation und der resultierenden Immissionsbelastung der Gewässer und der Atmosphäre, insbesondere verursacht durch intensive Landwirtschaft und oxidativen Torfabbau
  3. Erhaltung und Sicherung der Peene als weitgehend unverbauten Flusslauf
  4. Erhaltung und weitgehende Wiederherstellung des Flusstalmoores, d.h. eines lebenden Moorkörpers durch Verbesserung der hydrologischen Verhältnisse sowie Rückbau der in den letzten Jahrzehnten angelegten Polder
  5. Wahrung bzw. Wiederherstellung der durch verschiedene traditionelle extensive Bewirtschaftungsformen entstandenen reichhaltigen Biotopvielfalt, welche sehr vielen Arten letzte Rückzugsgebiete bzw. durch ihre Großflächigkeit das Überleben sicherte
  6. Renaturierung geschädigter Moorstandorte durch Einleitung von Sukzessionen
  7. Sicherung der Flussniederung als bedeutsames Durchzugs-, Rast- und Brutgebiet für die Avifauna

 

Renaturierung des hydrologischen Systems

Im Rahmen der Projektumsetzung zeigte sich schnell, dass die tief entwässerten Polder das Haupthindernis auf dem Weg zur Ausweisung unzerschnittener Naturschutzgebiete (NSG) im Peenetal darstellten. Diese Gebiete waren hoch degradiert, im Mittel auf -0,4 bis -0,6 m HN abgesunken (also auf mehrere Dezimeter unterhalb des Mittelwasserstandes der Peene) und mit äußerst artenarmen Saatgrasland bestanden – also in keiner Weise das, was man als NSG ausweisen würde. Leider gab es von diesen Standorten nicht gerade wenige.

Ein Rückbau aller Polder bzw. ein umfassender Rückbau der engmaschigen Grabennetze in genutzten aber nicht gedeichten Bereichen hätte jedoch die Mittel und Möglichkeiten des Naturschutzgroßprojektes allein weit überschritten. Glücklicherweise wurde gerade rechtzeitig das Moorschutzprogramm Mecklenburg-Vorpommern ins Leben gerufen. Außerdem lenkten die Naturschutzbehörden zusätzlich Kompensationsmaßnahmen ausgleichspflichtiger Investoren ins Peenetal.

Mit dieser Bündelung aller Kräfte gelang im Peenetal bis 2009 die Umsetzung von 46 Projekten zur hydrologischen Sanierung des Moores, wodurch insgesamt 8.687 ha renaturiert wurden. Dabei kam es regelmäßig auch zur finanziellen Zusammenarbeit verschiedener Partner in den Einzelprojekten.

Zu den 46 bereits abgeschlossenen Vorhaben gesellen sich weitere, die seit 2009 umgesetzt wurden, sich derzeit in Planung oder bereits in Umsetzung befinden. Nach Umsetzung auch dieser Vorhaben wird sich die Fläche der hydrologisch sanierten Gebiete im Peenetal auf 9.932 ha erhöhen.

Zu Beginn der Projektlaufzeit betrug der Anteil der naturfernen Vegetationsformenkomplexe etwas mehr als 50 %, was zumindest grob den Flächenanteil mit gestörtem Wasserhaushalt am Gesamtkerngebiet (ca. 20.000 ha) widerspiegelte. Wenn nach Umsetzung aller Projekte rund 10.000 ha hydrologisch saniert sein werden, verdeutlicht dies, dass es tatsächlich gelungen ist, den Wasserhaushalt des Peenetalmoores fast flächendeckend auf einem zumindest naturnahen Niveau wiederherzustellen.

Obwohl alle beschriebenen Maßnahmen primär auf den Erhalt und den Schutz des Torfkörpers ausgerichtet waren, verfehlten sie ihre Wirkung auf den Arten- und Gewässerschutz nicht.

Die erreichten Erfolge bei der hydrologischen Renaturierung des Peenetalmoores schlagen sich in der Wiederansiedlung bzw. Ausbreitung der spezifischen Flora und Fauna dieses Flusstalmoores nieder, darunter viele hochgefährdete und hochgeschützte Arten, von denen einige noch vor wenigen Jahren als verschollen galten. Näheres dazu findet sich unter „Tier- und Pflanzenwelt“.

© Mike Stegemann
Totholz in Menzlin
Totholz in Menzlin
© Mike Stegemann
Grabenverbau
Grabenverbau
© Jens Kulbe
Westteil Polder Immenstaedt
Westteil Polder Immenstaedt

Bilanz des Naturschutzgroßprojektes „Peenetal-/ Peene-Haff-Moor“

Zur erfolgreichen Umsetzung des Naturschutzgroßprojektes im Peenetal waren jedoch nicht nur umfangreiche Polderauflösungen notwendig, die oft mit einem erheblichen Grunderwerb einhergingen. Ebenso waren auf vielen weiteren Flächen Extensivierungs- und Optimierungsmaßnahmen erforderlich. Dazu verfügte der Zweckverband „Peenetal-Landschaft“ beispielsweise über ein eigenständiges Extensivierungsprogramm, ergänzend zu entsprechenden Landesprogrammen. Dieses Extensivierungsprogramm erwies sich als äußerst wichtiges Förderinstrument.

Insgesamt kann das Naturschutzgroßprojekt „Peenetal-/Peenehaffmoor“ auf folgende Bilanz verweisen.

Grunderwerb (ca. 8,8 Mio. €)

  • Ankauf von insgesamt ca. 5.500 ha,
  • Aufhebung von Pachtverträgen gegen Entschädigung auf 2.054 ha
  • Ausweisung von 25 Eigenjagdbezirken mit einer Gesamtfläche von rund 4.000 ha

Ausgleichszahlungen/Extensivierung (ca. 9,5 Mio. €)

  • 2.150 ha Grünland

Biotopeinrichtung / Erstpflege (ca. 1,18 Mio. €)

  • jährlich: ca. 200 ha z.B. Flächenmahd, Entbuschungen,
  • punktuelle Maßnahmen zur hydrologischen Renaturierung

Renaturierung der Wasserversorgung / Polderrückbau (ca. 2,6 Mio. €)

  • 46 abgeschlossene Vorhaben mit einer Gesamtvorteilsfläche von 8.687 ha
  • weitere Vorhaben in Planung oder in Umsetzung mit einer Gesamtvorteilsfläche von 1.245 ha

Ausweisung von Naturschutzgebieten (NSG)

  • NSG „Peenetal von Salem bis Jarmen“; Verordnung am 26. März 2009

NSG „Peenetal von Jarmen bis Anklam“; Jarmen“; Verordnung am 07. Juli 2010

  • NSG „Peenetal von Anklam bis Peenestrom und Haff“; Jarmen“; Verordnung liegt im Entwurf vor, steht aber noch aus

Die Ziele des Naturschutzgroßprojektes „Peenetal-/ Peene-Haff-Moor“ wurden erreicht. Es gehört damit zu den größten und erfolgreichsten in der Geschichte der Bundesrepublik.

Abschlussbericht:

Der Naturpark Flusslandschaft Peenetal

Das Naturschutzgroßprojekt „Peenetal-/Peenehaffmoor“ endete am 31.12.2009. Es war und ist jedoch mit erheblichen Nachfolgeverpflichtungen sowohl für das Land M-V als auch für den kommunalen Projektträger (Zweckverband Peenetal-Landschaft) verbunden.

Zur gemeinsamen Bewältigung dieser Folgeverpflichtungen bedurfte es also einer Plattform, die eine Zusammenarbeit des Landes mit den betroffenen Kommunen gewährleistete. Dazu sowie zur nachhaltigen Entwicklung des Peenetals wurde die Gründung eines rund 33.400 ha großen Naturparkes vorbereitet. Die Grenzen dieses neuen Naturparkes orientieren sich an denen der Projektzone des Naturschutzgroßprojektes. Der Aufbaustab für den zu gründenden Naturpark wurde am 01. Januar 2019 ins Leben gerufen; der neue Naturpark Flusslan Peenetal am 09. August 2011 festgesetzt. Der neue Naturpark im Peenetal verbindet die Naturparke „Mecklenburgische Schweiz und Kummerower See“ und „Insel Usedom“ miteinander und schließt so die Lücke in einem Verbund von Nationalen Naturlandschaften schließen, der von der Ueckermünder Heide, über die Insel Usedom, das Peenetal und die Mecklenburgische Schweiz bis in das Müritzgebiet und darüber hinaus reicht.

Link zum Abschlussbericht: https://www.natur-mv.de/fileadmin/Flusslandschaft_Peenetal/downloads/Abschlussbericht_Peenetal.pdf